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29.05.2016

Wildes Leben im Pantanal 2



Bereits vor Sonnenaufgang sind wir zu Fuß wieder unterwegs im erwachenden Pantanal. Die Brüllaffen begrüßen lärmend den neuen Tag, ebenso wie die Tukane in den Bäumen. Das jetzt die Brutsaison richtig beginnt, zeigt auch ein Jabiru, der Nistmaterial in seinem Schnabel aufliest.



                                                       Tukane am frühen Morgen




                                     Der Jabiru sammelt Äste für sein Nest

Als die Sonne erscheint, strahlt die weite Landschaft im weichen Licht.



                              Morgenstimmung

Kurz nachdem Emerson eine Bewegung in einem dichten Buch wahr nimmt, erscheint ein Kleiner Ameisenbär (Tamandua).
Der hübsche Bursche ist überhaupt nicht scheu, und richtet sich auf die Hinterbeine, als wir uns ihm bis auf kurze Entfernung nähern. 
"Schaut her, ich bin ein starker Bär..."





                                     Ein hübscher Tamandua

Zurück im Lager, sehen wir ein Pferd mit Sattel, aber ohne Reiter. Hoffentlich ist dem Pferdebesitzer kein Unglück geschehen...
Laut Emerson heben die Vaqueros schon mal gerne einen, und fallen dann gelegentlich vom Pferd, aber auch Gürteltierbauten können Stürze verursachen.
Zu dritt gelingt es uns das Pferd einzufangen und festzubinden, dann mache ich mich mit Emerson auf den Weg zur nächsten Fazenda, um die Leute von Santa Teresita über unseren Fund zu informieren.
Nach einer Stunde zu Fuß unterwegs erreichen wir die Gebäude der  eher bescheiden wirkenden Farm. Bereits gestern Abend wurde der Reiter abgeworfen und, da er starke Schmerzen hatte, nach Corumba gefahren. Die Leute bedanken sich für unser Einfangen des Pferdes, was abgeholt werden soll, wenn die Männer der Fazenda von ihrer Suche zurück sind.
Eigentlich wird das Pantanal ja vom Wasser dominiert, aber an trockenen, sandigen Ecken wachsen hier auch Kakteen.



                                  Kakteenfrüchte

Kaum sind wir zurück im Lager, als stundenlang eine wahre Sintflut vom Himmel fällt. Glücklicherweise hält unser Zelt aber weitgehend dicht.
Als es später aufklart, breche ich zu einem kleinen Abendspaziergang auf. Am Rande einer Lagune beobachte ich eine große Capybarafamillie, die auch außerhalb des Wassers grast.                         


                                                               Capybaras

Zwar sind die nachmittäglichen Unwetter etwas störend, dafür sind die Sonnenuntergänge danach umso spektakulärer!










                                     Sonnenuntergänge wie gemalt

Da wir unsere Packrafts ja auch mal einsetzen wollen, laufen wir am nächsten Morgen zu einem kleinen Bach, an dem wir die Boote aufpumpen und dann stromauf fahren.


                            Bach im Pantanal

Obwohl das Pantanal  ja eigentlich bretteben ist, erstaunt es uns, wie stark die Strömung des Baches ist. Streckenweise müssen wir ganz schön arbeiten um stromauf fahren zu können. Erschwerend kommt hinzu, dass die "Fahrrinne" immer wieder von Büschen fast vollkommen überwuchert ist.


                                     Mühsames Vorankommen

Zwar sehen wir einige Vögel wie Rieseneisvögel und Ibisse, aber kein Vergleich zu der Fülle des Lebens am Rio Yakouma!


                            Mit dem Packraft im Pantanal

Als wir nur kaum noch Vorankommen, treten wir den Rückzug an, und sind nach einem Bad im Fluss gegen Mittag wieder im Lager.
Da Silvia Kopfschmerzen plagen unternehme ich am Nachmittag lediglich mit Emerson einen Spaziergang.
Unser Führer ist zwar nur drei Jahre zur Schule gegangen, hat es aber geschafft, im Umgang mit den Touristen Englisch zu lernen und verfügt über ein sehr umfangreiches Wissen über die Natur seiner Heimat.
Zwar hatten wir ja schon auf dem Huanchaca Plateau Gürteltiere gesehen, aber das gelbe Gürteltier, was offenbar in einem dichten Bromeliengebüsch lebt, lässt uns dicht an sich heran kommen. Erstaunlicherweise stellt es sich, ebenso wie der kleine Ameisenbär auf die Hinterbeine!











                                                Begegnung mit einem Gürteltier

Allerdings sollte man schon gut darauf achten, wohin man tritt, auch wenn die weiten Grasebenen gut zu begehen sind. Ich trete fast auf eine etwa 50 Zentimeter lange Schlange, die im lichtgrünen Gras perfekt getarnt ist...
Emerson meint allerdings, dass sie nicht giftig sei...


















                                         Perfekt getarnte Schlange

Als wir bereits vor Sonnenaufgang gegen 5 Uhr wieder aufbrechen, sehen wir eine Gruppe verwilderter Schweine an dem Kadaver der Kuh, welcher mittlerweile ziemlich unangenehm stinkt...







                                           Die Schweine fressen den Kadaver der Kuh

Am Rand einer Waldinsel treffen wir auf eine große Gruppe von Nasenbären, die dort in den Bäumen Früchte fressen. Die kleinen Raubtieren wirken durchaus neugierig, sind jedoch im dichten Blätterdach nicht ganz einfach zu fotografieren.



                                   Neugieriger Nasenbär

Ein großer Vorteil unseres Lagers ist, dass es dort stets etwas zu sehen gibt. So beobachten wir einen Tigerreiher, der eine Schlange fängt, sie dann aber minutenlang drehen muss, bis es ihm schließlich gelingt, das Reptil zu verschlucken. Anschließend hat er wortwörtlich einen "dicken Hals"...



                            Der Tigerreiher fängt eine Schlange



           Es ist gar nicht so leicht, dass Reptil zu verschlucken...


                             Noch wird gekämpft...


                           Üppige Mahlzeit...

Bereits am frühen Nachmittag beginnt es wieder zu schütten und hört auch erst in der Dämmerung auf. Alles ist hinterher klamm und kühl, und unser schönes Camp wirkt jetzt eher ungemütlich...
Umso mehr können wir die Annehmlichkeiten der Fazenda genießen, als wir am nächsten Morgen zurück gehen. Während wir bei unserer Ankunft in einem Nebengebäude untergebracht waren, wo es durch das Dach geregnet hatte, dürfen wir jetzt den Luxus des Haupthauses genießen. Eine warme Dusche und gutes Essen sind schon etwas Feines...
Die Fährten im nassen Sand zeigen, dass Pumas und auch Mähnenwölfe hier offenbar gar nicht so selten sind. Laut Emerson kommen Jaguare in diesem Teil des Pantanal allerdings kaum vor.
Wie fast überall auf der Welt scheint sich auch hier das Klima zu verändern. In manchen Jahren ist die Regenzeit fast vollständig ausgefallen. Eine Katastrophe für das Feuchtgebiet! In diesem Jahr, scheinen die Niederschläge aber eher normal zu fallen, wie wir bereits festgestellt haben!
Bei unserem Nachmittagsspaziergang sehen wir eine große Gruppe Pekaris, die sich zeitweise in unsere Richtung bewegt. Unser Führer scheint großen Respekt vor den Schweinen zu haben, da er uns empfiehlt auf einen Baum zu klettern! Na ja, da die Pekaris uns bereits bemerkt haben, kann ich mir nicht vorstellen, dass sie uns einfach so attackieren. Allerdings hat Emerson einige Horrorgeschichten von den kleinen Schweinen zu berichten...
Von den Tieren, die man hier normalerweise beobachten kann, haben wir schon das Meiste gesehen, lediglich der Tapir fehlt noch. Daher setzt Emerson seinen ganzen Ehrgeiz daran, uns auch diese großen Säugetiere zu zeigen, die wir ja schon gut im Noel Kempff Mercado Nationalpark gesehen hatten.
Wir folgen frischen Fährten und setzen uns ruhig an einem Wasserloch an. Dabei ist zwar stets etwas zu beobachten, leider jedoch kein Tapir...


                              Hübsche Eidechse



                                            Ein gelber Specht

Am Nachmittag wartet auf uns ein ganz besonderes Erlebnis: Wir wollen die weite Landschaft des Pantanal auf dem Pferderücken erkunden! Während Emerson und Divino, der Vaquero der Fazenda, natürlich erfahrene Reiter sind, und auch Silvia früher geritten ist, sind meine Erfahrungen mit Pferden ziemlich dürftig, daher bin ich schon ein wenig gespannt, was mich erwartet...


Die Pferde werden gesattelt


Aber schon nach kurzer Zeit wird mir klar, dass mein Brauner ziemlich brav ist, gut zu lenken und zu beschleunigen. Daher kann ich mich darauf konzentrieren, den Ausritt zu genießen. Und in der Tat, sogar für mich als passionierten "Fußgänger" ist es ein tolles Erlebnis durch das Pantanal zu reiten. Dabei können wir sogar erstaunlich viel beobachten, von Pampashirschen über Gürteltiere bis zu einem Ameisenbären!



                                    Ausritt im Pantanal

Da 4Cantos ein gutes Verhältnis zu den benachbarten Fazendas hat, sind wir nicht auf das Gelände unserer "Gastfarm" beschränkt.
Besonders schön wird es, als die Sonne zu sinken beginnt, und die Landschaft noch einmal richtig zum Leuchten bringt.























                                        Wir reiten in den Abend

Als es schon fast dunkel ist, beschleichen mich leise Bedenken, ob es gut ist, jetzt noch unterwegs zu sein,  denn ich habe wenig Lust, dass mein Pferd in einen Gürteltierbau stolpert. Doch alles geht gut, und wir beenden den Ritt wohlbehalten.
Dieses Erlebnis hat uns so gut gefallen, dass wir am nächsten Abend einen weiteren Ausritt unternehmen. Dabei können wir sogar noch mal einen Tayra beobachten. 
Allerdings sehen wir auch, dass auf manchen Fazendas die Viehwirtschaft ziemlich intensiv betrieben wird. Die Büsche des Cerrado werden mit ihren Wurzeln gerodet und nicht einheimische, aber üppig wachsende Gräser werden eingesät. 
Noch scheint dies eher selten vorzukommen, aber potenziell ergeben sich aus solchen Praktiken sicher Gefahren für die einzigartige Natur des Pantanal.
Auch bei weiteren Erkundungen am nächsten Tag dürfen wir wieder viele schöne Beobachtungen machen.



                                               Bunter Reiher


                                   pfeilschnelle Libelle


                                       Schwalbenschwanz





                                            Hyazinthara


                                   Sumpfhirsch


                                       Nandus

Da wir die Packrafts noch einmal einsetzen wollen, fahren wir am nächsten Tag mit dem Truck der Fazenda zwei Stunden bis zu einem größeren Bach. Er ist viel offener und das Paddeln daher einfacher als an dem Gewässer, wo wir von unserem Lager aus hin gegangen waren. Immer wieder gibt es Lagunen und große Buchten mit Verbindung zum Hauptfluss. Die Strömung ist aber auch hier ganz beachtlich. Wir sehen erheblich mehr Tiere als an dem zuvor befahrenem Gewässer, allerdings bleibt der Yakouma trotzdem mein Favorit!



       Wir erkunden ausgedehnte Wasserläufe mit dem Packraft



                              Greifvogel in Uferbaum

Unsere Begleiter sind in der Zwischenzeit fleißig gewesen: Während wir paddeln waren, haben sie ca. 20 Piranhas mit der Rute gefangen, die jetzt vor Ort gegrillt und gebraten werden. Dazu gibt es Salat mit Tomaten und Zwiebeln sowie Reis. Lecker!



                                                               Buschküche



                                                             Siesta

Später am Nachmittag unternehme ich dann noch eine Wanderung auf eigene Faust, bevor es morgen Abschied nehmen von 4Cantos heisst. Dabei ist das GPS in der flachen Landschaft eine große Hilfe um den Weg zurück zu finden...
Die Umgebung der Fazenda ist eher trocken und damit typisch für die Cerrado Savanne, die bis vor kurzem in Brasilien weit verbreitet war. Mittlerweile ist dieser Lebensraum allerdings stark gefährdet, vor allem durch den fortschreitenden Sojaanbau.

Als wir noch in der Dunkelheit am nächsten Morgen die Fazenda verlassen, sehen wir noch ein wenig vom nächtlichen Tierleben des Pantanal im Scheinwerferlicht: Einige Male zeigen sich graue  Füchse und Nasenbären.


kapitaler Pampashirsch


Es ist erstaunlich, wie sich der Wasserstand in den letzten 11 Tagen verändert hat. Wo wir bei der Hinfahrt noch ohne Probleme durchfahren konnten, müssen wir jetzt lange Umwege in Kauf nehmen. Aber mit dem geländegängigen LKW kommen wir überall durch.









                        Der LKW ist geländetauglich

Während wir bei einer Pause leckere, grüne Mangavafrüchte sammeln, fotografiere ich noch einmal eine Libelle.                                     


                                 

Ein interessanter Anblick ist eine große Zebuherde, die von sieben Vaqeros auf Maultieren getrieben werden. Emerson erzählt uns, dass die Cowboys über eine Woche mit dem Vieh unterwegs sind. Dabei verwenden sie Maultiere, da diese zwar langsamer, aber zäher als Pferde sind.





                                                 Vaqueros, die Cowboys des Pantanal

Zurück in Corumba nehmen wir Abschied von der Familie und fahren zurück nach Bolivien, wo uns weitere Abenteuer erwarten...

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