Translate

09.11.2013

Auf dem Larapinta Trail

Nach meinem Kimberley Abenteuer habe ich noch eine gute Woche Zeit in Australien zur Verfügung, vor meinem Rückflug nach Deutschland. Nachdem ich im Hostel in Kununarra die Greyhound Busfahrpläne studiert hatte, zeichnete sich ein möglicher, wenn auch eng getimter Plan für mich ab: Ich würde nonstop von Kununarra nach Alice Springs fahren und dort noch einen guten Teil des 223 Kilometer langen Larapinta Trails laufen.
In den Bussen lerne ich viele nette Reisende kennen und treffe sogar einen jungen Schweizer, der ebenfalls mit dem Gedanken spielt, den Larapinta Trail zu laufen. Kurzerhand beschließen wir gemeinsam zu wandern.
Nach über 24 Stunden im Bus erreichen wir schließlich Alice Springs, den größten Ort im Zentrum des Landes. Mir gefällt die lebhafte Kleinstadt sofort recht gut. Eigentlich hatten wir vor, unsere Wanderung am östlichen Ende des Weges zu beginnen, und von dort zurück zu laufen. Aber nachdem wir bereits unseren Transport dorthin organisiert haben, erfahren wir, dass einige Abschnitte im Osten wegen einem Buschfeuer gesperrt sind. Kurzerhand planen wir um und starten am nächsten Tag unmittelbar in Alice Springs.

                                Der Larapinta Trail ist sehr gut markiert



Wir brauchen einige Zeit bis wir die Umgebung der Stadt hinter uns gelassen haben, aber dann begrüßt uns der Weg gleich mit etwas, auf das jeder Australienbesucher wartet: Kängurus, in diesem Fall zwei rote Riesenkängurus, die größte der zahlreichen Beuteltierarten des Landes.


                      Ein bischen ähnelt das Känguru ja einem Riesenosterhasen...



                                               Interessante Perspektive…

Der Weg ist von Anfang an abwechslungsreich mit vielen Aussichten. Allerdings sind auch etliche Steigungen zu bewältigen…


                                    Der Pfad ist ziemlich abwechslungsreich

Bereits auf der Hälfte der ersten Etappe bei Wallaby Gap gibt es einen überdachten Pavillon und Trinkwasser. Als hier allerdings ein wild aussehender Typ der keinen Rucksack hat sondern Schlafsack und Ausrüstungsbeutel in den Händen trägt, und auf unsere Frage wo er denn hin möchte "Just walking" antwortet, finden wir das schon etwas unheimlich…
Als wir weiter wandern, wird ein großer Waran von uns aufgeschreckt, bleibt aber schon nach wenigen Metern unbeweglich stehen, so dass wir ihn ausgiebig aus der Nähe fotografieren können. Es handelt sich um einen Buntwaran, auf australisch "Goanna" genannt. Mit über einem Meter Länge eine imposante Erscheinung!



                                                                   Goanna

Die Goannas waren und sind teilweise noch eine Lieblingsbeute der Aborigines.
Nach 24 Kilometern erreichen wir kurz vorm Dunkel werden Simpsons Gap. Zu der Schlucht führt eine Straße, daher gibt es hier einen Parkplatz mit Campingplatz. Hier im West McDonnell Nationalpark verläuft eine Straße, parallel zum Trail. Glücklicherweise ist diese aber in der Regel so weit entfernt, dass man sie nicht bemerkt. Lediglich zu einigen Sehenswürdigkeiten führt eine Stichstraße, was aber den Genuss des Weges kaum beeinträchtigt. Für die Larapinta Wanderer gibt es einen eigenen Zelplatz, wo wir Matt und Melissa, ein englisch- australisches Paar treffen. Ansonsten begegnen wir in den nächsten Tagen so gut wie gar keinen anderen Wanderern, was ich erstaunlich finde, da der Weg wirklich schön ist, über eine gute Infrastruktur verfügt und die Temperaturen weit erträglicher als im tropischen Norden sind.
Was den Weg für die meisten Leute überhaupt erst geeignet macht, ist,  dass es an allen Zeltplätzen Wassertanks gibt, die regelmäßig aufgefüllt werden.

                                                    Wassertanks an den Zeltplätzen


Ansonsten gibt es an den meisten Plätzen ein Toilettenhäuschen und selten sogar einen Unterstand.


                                                Toilette am Zeltplatz


Wir erfahren, dass es in Alice Springs seit 132 Tagen nicht mehr geregnet hat, der Rekord liegt bei 147 Tagen…
Umso erstaunlicher ist es, dass es trotzdem entlang des Trails eine ganze Reihe von Wasserstellen, oft in schattigen Schluchten gibt. Diese sind größtenteils auch jetzt noch gut gefüllt und bilden mit ihrer üppigen Vegetation einen tollen Kontrast zu der trockenen Halbwüstenlandschaft.

                            Üppige Vegetation - gibt es hier Wasser?



                                             Hohe Eukalypten in den Schluchten



                                     Trotz langer Dürre noch reichlich Wasser










Mitunter laufen wir längere Zeit in der Zauberwelt dieser Schluchten. Dabei füllt das Wasser die engen Canyons zum Teil fast ganz aus. Bei dem jetzigen Wasserstand ist das für uns kein große Problem, aber es gibt auch sicher Zeiten wo man auf Teilstücken durch tiefes Wasser waten, oder gar schwimmen muss.
Obwohl Mt. Zeil, der höchste Berg in der sich über 600 Kilometer erstreckenden McDonnel Range nur  etwas über 1500 Meter Höhe erreicht, hat man unter den gezackten, recht schroffen Bergmassiven oft den Eindruck in einem "richtigen" Gebirge unterwegs zu sein.

                                    Schroffe McDonnels


In den Schluchten, die oft mit urweltlich anmutenden Cycadeen bewachsen sind, gibt es mitunter sogar kurze Kletterstellen.


                                     


                                Üppiges Grün in den Schluchten



                                                   Kurze Kletterstellen


Wie schon auf dem Jatbula Trail gibt es auch hier Warntafeln für Tageswanderer die zur Umkehr auffordern...


                                        
Wir erreichen die Schlucht Standley Chasm schon früh am Tag. Da wir noch keine Lust haben, schon zu lagern, beschließen wir uns mit acht Litern  Wasser zu beladen und später einen schönen Zeltplatz auf dem Rücken der Chewings Range zu suchen.

                           Auf dem Kamm der Chewings Range



                   Ein toller Zeltplatz obwohl es in der Nacht ziemlich windig wird



                        Die untergehende Sonne färbt die Berge



                   






Am nächsten Morgen folgen wir weiter dem gezackten Kamm und genießen herrliche Ausblicke in die Weiten des Outbacks und die Berge der McDonnells. Da es offenbar an etlichen Stellen Wasser in den Schluchten gibt, kann man hier bestimmt auch schöne weglose Touren machen…



                         Weiter auf den Höhen der McDonnells Range


Es gibt aber auch Abschnitte in denen man überwiegend in Tälern oder sanftem Hügelland unterwegs ist.


                             Manchmal verläuft der Weg in sandigen Bachbetten


Wir erreichen früh das Birthday Waterhole, schlagen unser Lager auf, und haben noch Zeit die Gegend zu erkunden.


                             Lager in der Nähe des Birthday Waterhole


Ich setze mich auf einen Felsen oberhalb des Wasserloches und beobachte das reiche Tierleben, das von dem Wasser angezogen wird.

                                                   Weißbauchkormoran



                                                 Schlangenhalsvogel



                                                  Weißhalsreiher



                                                     Spinifextaube


Erstaunlicherweise liegt hier, weit ab von Siedlungen auch eine Katze auf der Lauer. Eine weitere Facette des Problems der eingeführten Haustiere in Australien.

                           Die Katze liegt am Wasserloch auf der Lauer


Als es Abend wird, unternehme ich noch einen kleinen Spaziergang. Besonders gefallen mir immer wieder die weiß leuchtenden Stämme der Geistereukalypten.


                                                               Geistereukalyptus

Obwohl ich meine Socken gewaschen hatte, haben kleine Sandkörner die in den Strümpfen verblieben waren, die Oberseite meiner Zehen aufgescheuert. Obwohl ich alles mit reichlich Pflaster abklebe, ist das Laufen mit den aufgescheuerten Füßen von nun an eine schmerzhafte Angelegenheit…
Am nächsten Tag steigen wir auf zum Windy Saddle, der seinem Namen wohl verdient hat und weiter auf den Kamm der Razorback Ridge.






                                       Razorback Ridge


Die Temperaturen sind mit morgens um die 7 Grad und mittags 21 Grad recht angenehm. Hugh Gorge ist eine schmale, lange Schlucht deren Terrain nicht ganz einfach ist. Einmal denken wir zunächst, dass wir eine Kletterei um einen besonders tiefen Abschnitt vor uns haben, dann entdecken wir aber noch einen leichteren Weg auf der anderen Seite.



                                             Hugh Gorge

Mit meinen zerschundenen Füßen bin ich froh, als wir nach dieser für mich anstrengenden Etappe abends den Zeltplatz erreichen.
Am nächsten Morgen starte ich vor Christian, da mir ein langsameres Tempo mit meinen angegriffenen Füßen lieber ist. Im Internet wird diese Etappe als langweilig beschrieben, aber dieser Meinung bin ich überhaupt nicht. Immer wieder sorgen steinige Hügel für Abwechslung und ich genieße es einfach auf dem schmalen Pfad die immer wieder erstaunlich dicht bewachsene Halbwüste zu durchstreifen.

                                         In der Weite des Outbacks


Obwohl es schon seit langem nicht mehr geregnet hat, blühen erstaunlich viele Blumen.




                                   Blütentupfer auf kargem Boden

Immer wieder beobachte ich einige Vögel, ob Scharen von Finken oder einsame Falken. Besonders freue ich mich über die Wellensittiche, die man sonst ja nur im Käfig kennt.


                                                            Wellensittich


Die Schlucht des Ellery Creek zeichnet sich schon aus einiger Entfernung als Einschnitt zwischen den Bergen ab.

                                      Ellery Creek


In einiger Entfernung gibt es einen Parkplatz auf dem einiges los ist. Zum Glück finden wir abseits ein ruhiges Plätzchen wo wir unser Lager aufschlagen. Das Ellery Creek Big Hole gehört zu den großen Attraktionen der McDonnells. Mir haben andere Schluchten und Wasserlöcher hier aber ebenso gut gefallen.


                                          Ellery Creek Big Hole



                                                              Extrem


Am nächsten Tag gelangen wir durch einige der Brandflächen, wegen denen dieser Abschnitt bei unserer Ankunft in Alice Springs gesperrt war. Es gibt verkohlte Schilder und der Brandgeruch liegt immer noch über der Landschaft. Allerdings hat das Feuer bei näherem Hinsehen ein Mosaik aus verbrannten und unverbrannten Flächen hinterlassen. Warum manche Bereiche vom Feuer verschont wurden, lässt sich allerdings nicht sagen. Wir haben gelesen, dass die Ausbreitung des stachligen, leuchtend gelben Spinifex Grases jedenfalls durch Feuer gefördert wird. Es ist so dominant, dass es viele andere Pflanzen verdrängen kann. Brände scheinen jedenfalls hier nicht nur positive Effekte auf die Ökologie der Landschaft zu haben.


                             Hier hat vor kurzem ein Feuer getobt



                          Mosaik aus verbrannten und unverbrannten Flächen





 Noch einmal geht es über felsige Höhen.


                          Spinifex Gras dominiert die Landschaft



                              Wieder auf steinigen Kämmen


Schließlich erreichen wir den Zeltplatz an der Serpentine Gorge, den Endpunkt unserer Wanderung. Einer Legende der Arrernte Aborigines zufolge, wohnt im Wasserloch der Schlucht eine große Schlange, daher wird der Ort noch heute von ihnen gemieden.
Ich genieße an einem Aussichtspunkt den Sonnenuntergang und bin ein wenig wehmütig, dass sich die schöne Zeit in Australien dem Ende nähert…


                                 Ghost Gums im Abendlicht


Am nächsten Morgen werden wir wie ausgemacht von einem Minibus eines Reiseunternehmens abgeholt und zurück nach Alice Springs gebracht. Abends geht dann mein Greyhound mit dem ich am nächsten Tag zurück nach Darwin gelange. Dort unternehme ich noch einen Strandspaziergang im Sonnenuntergang, bevor ich dann gegen Mitternacht ins Flugzeug steige. Das ist zwar Non- Stop Travelling, aber ich wollte meine Zeit in Australien möglichst gut ausnutzen…


                                 Am Strand von Darwin













Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen