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09.10.2013

In der Heimat von Crocodile Dundee



Zum Auftakt in Australien beschliessen Jana und ich den Kakadu Nationalpark zu besuchen, Drehort des bekannten Films "Crocodile Dundee". Nachdem ich den Film zum ersten Mal gesehen hatte, war mir klar: Da musst du irgendwann hin!
Kakadu ist mit knapp 20.000 Quadratkilometern etwa so groß wie Hessen und stellt damit einen der größten Nationalparks Australiens dar. Am liebsten wäre mir natürlich gewesen eine Trekkingtour durch diese vielfältige Wildnis aus zerklüfteten Sandsteinplateaus, lichten Eukalyptuswäldern und weiten Überschwemmungsflächen zu unternehmen. Das ist theoretisch auch möglich, erfordert aber so viel bürokratischen Aufwand, stets mit dem Risiko einer Ablehnung des Vorhabens verbunden, dass ich mir lieber eine andere Gegend in Australien für eine große Tour ausgesucht hatte, doch dazu später...

Obwohl es im Park eine gewisse touristische Infrastruktur gibt, finden wir es ausgesprochen ruhig und entspannt dort.
Zu unserer Freude sehen wir schon am ersten Abend am Zeltplatz des Aurora Resorts einige Wallabies,   kleine Verwandte der größeren Kängurus, die dort in aller Seelenruhe auf dem Rasen das Gras fressen.




                                          Wallabies

Besonders gefällt uns in Kakadu, dass es zahlreiche kürzere Wanderwege gibt, häufig mit interessanten, erklärenden Tafeln versehen. Allerdings fehlen am Rande der zahlreichen malerischen Teiche, auf australische Billabong genannt, auch nie die Warnhinweise auf die Salzwasserkrokodile, die wohl bekanntesten Bewohner Kakadus...

Vor allem aber wimmelt es in Kakadu von Vögeln, wie wir bei einer kleinen Wanderung in die Mamukala Wetlands feststellen.


                                        Schlangenhalsvogel


                                        Elstergans

Beim Bowali Besucherzentrum erfahren wir viel Interessantes über den Kakadu Nationalpark. Dieser ist sowohl als Natur- als auch als Kulturwelterbestätte von der UNESCO anerkannt, was weltweit einmalig ist. Seit wenigstens 20.000 Jahren wird das Gebiet des Parks von Aborigines, den Ureinwohnern Australiens bewohnt. Es gibt hier über 5000 Felsmalereien, die häufig von den Aborigines als heilige Stätten angesehen werden und daher zum Teil auch nicht von Touristen aufgesucht werden dürfen. Die starke Bedeutung des Gebietes für die Ureinwohner kommt auch darin zum Ausdruck, dass sie die Mehrheit im Verwaltungsrat des Nationalparks stellen. Nach den Erzählungen des netten Rangers Douglas, den wir im Visitor Center treffen, leben die etwa 5000 Aborigines des Parks überwiegend noch sehr traditionell und beziehen einen großen Teil ihrer Nahrung aus der Natur.

Douglas lädt uns ein am Abend an einer von ihm geführten Wanderung am Nourlangie Rock, einem Inselberg mit besonders zahlreichen Felszeichnungen teilzunehmen.
Ich finde es absolut eindrucksvoll, dass die mündliche Überlieferung über die Bedeutung der Felszeichnungen nie abgerissen ist, und auch die heute lebenden Bewohner der Gegend genau über die zugrunde liegenden Mythen Bescheid wissen. Douglas erklärt uns die komplizierten Heiratsregeln, die sogar so weit gehen, dass wenn zwei Kinder Gruppen entstammen die keinen Kontakt miteinander haben dürfen, sie auch nicht zusammen in einer Klasse lernen dürfen.


                         Felszeichnung am Nourlangie Rock

Später erleben wir dann vom Aussichtspunkt Nawarlandja aus, wie die untergehende Sonne Nourlangie Rock in ein warmes Licht taucht.



                                         Nourlangie Rock

Wir übernachten auf dem kleinen, von Aborigines geführtem Zeltplatz Muirella Park, den wir mit unserem Mietwagen über eine Piste erreichen. Es werden hier auch Touren angeboten bei denen man die Aborigines beim Fischen und Sammeln begleitet, interessant, aber auch sehr teuer.

Der Bubba Walk, der auf fünf Kilometern am Rand eines Billabongs verläuft, beginnt ganz in der Nähe. Bald kommt uns ein älteres Paar entgegen, das seine Wanderung rasch beendet hatte, nachdem sie eine Gruppe Wildschweine gesehen hatten. Ihrer Meinung nach sind dort wo man Wildschweine findet, auch Wasserbüffel in der Nähe, die sie für ziemlich gefährlich halten...
Nun, das hört sich ja interessant an, natürlich gehen Jana und ich weiter....


                                       Bubba Billabong

Wir sehen viele Wasservögel und ein Greif streicht dicht über uns hinweg.



               

Bald darauf stoßen wir auch auf die Schweine. Bei denen handelt es sich allerdings nicht um echte Wildschweine. Die ersten englischen Siedler die sich im 19. Jahrhundert in der Gegend nieder ließen hatten Hausschweine aus der Heimat mitgebracht. Als bereits nach wenigen Jahren die ersten Besiedlungsversuche aufgegeben wurden, entliefen die Schweine und fühlen sich offenbar im tropischen Australien richtig wohl, denn die Größe die sie erreichen ist schon eindrucksoll...


                                                   

Die aus Asien eingeführten Wasserbüffel gedeihen hier ebenfalls prächtig. Da sie aber weit reichende Schäden in den Ökosystemen verursachen, wurde ihre Zahl erheblich reduziert.
Unser Weg löst sich bald bis zur Unkenntlichkeit auf. Was solls, so bekommen wir richtiges Crocodile Dundee Feeling. Als wir dann aber ein Stück weit durch flaches Wasser waten müssen, ist uns schon ein bischen mulmig...
Zurück am Ausgangspunkt lesen wir auf einer Tafel, dass der Weg eigentlich noch gesperrt ist...


                                    Eigentlich ist der Weg gesperrt...

Nachmittags unternehmen wir den schönen Spaziergang um den idyllisch unterhalb des Nourlangie Rock gelegenen Angbangbang Billabong.


                                                           
                                     Angbangbang Billabong

Auf dem Weg zum Mirray Logout auf dem Mount Cahill gelangen wir durch frische Brandflächen. Dabei handelt es sich aber keineswegs um ein katastrophales Naturereignis, vielmehr werden zahlreiche  kontrollierte Feuer in Kadadu von den Rangern gelegt. Die meisten Lebensräume des trockenen Australien werden seit jeher durch Brände geprägt. Aus dem Mosaik aus abgebrannten und nicht abgebrannten Flächen ergeben sich mehr Lebensmöglichkeiten für Tier- und Pflanzenarten, als wenn nicht gebrannt würde. Auch das parkartige Landschaftsbild, dass die ersten Entdecker im 19. Jahrhundert aus Australien schilderten, ergab sich in erster Linie durch die Feuer der Aborigines. Diese legten die Brände in erster Linie um bessere Jagdmöglichkeiten zu erhalten. Heute versuchen Naturschutzverwaltungen in Australien dieses Feuerregime zu imitieren, wobei Zeitpunkt und Größe der Brände genau kontrolliert werden. Es gibt auch Lebensräume wie die Inseln immergrüner Monsunwälder für deren Artenvielfalt Feuer sogar schädlich sind. Diese werden natürlich nicht abgebrannt.





      Feuer als Mittel zur Erhaltung der biologischen Vielfalt

Vom Aussichtspunkt blicken wir zu den zerrissenen Sandsteinplateaus des Arnhemlandes. Ein riesiges Wildnisgebiet von der fünffachen Größe Kakadus, dass ich gerne einmal erkunden würde...

Allerdings gehört es, wie mittlerweile die Hälfte des Northern Territory wieder den ursprünglichen Bewohnern. Ohne schriftliche Genehmigung ist der Besuch des Arnhem Landes nicht gestattet.

Am nächsten Morgen unternehme ich noch einmal einen Spaziergang zum Bubba Feuchtgebiet.


               Morgenstimmung in der Savanne Kakadus

Wir schauen kurz bei der Ranger Mine vorbei, dem Schandfleck des Nationalparks. In dem Uranabbaugebiet werden etwa 10 % des weltweiten Bedarfs dieses Grundstoffs der Kernkraftwerke und Atombomben gewonnen. Es gibt noch weitere Vorkommen in der Umgebung, aber die Aborigines weigern sich Schürfrechte einzuräumen, auch wenn ihnen Millionensummen dafür geboten werden. Bravo! Die Gegend der Uranvorkommen heißt in der Sprache der örtlichen Jawoyn "Bulajang, das Land das krank macht". Ein Hinweis auf die Radioaktivität?



                             Das Gelände der Uranmine

Bevor wir an einer von den Aborigines geführten Bootstour auf dem East Alligator River teilnehmen, erwandern wir den Ngarre Walk, der durch einen dichten Monsunwald am Ufer des Flusses führt.

Tatsächlich entdecken wir einige der Salzwasserkrokodile die ein Sonnenbad nehmen.


                                     Salzwasserkrokodil

Obwohl die Krokos dafür bekannt sind, weit ins offene Meer zu schwimmen, kommen sie durchaus auch im Binnenland vor. Der East Alligator, jetzt in der Trockenzeit ein harmloses Flüsschen, kann in der Regenzeit bis auf über 4 Kilometer Breite anschwellen. Wenn die Fluten zurückweichen, bleiben etliche der "Salties" in den Billabongs zurück. Bevor so ein Tümpel ganz austrocknet, wandern die Echsen weit über Land auf der Suche nach einem neuen Gewässer. Was für ein Anblick muss das sein! Manchmal gelangen sie dabei sogar in eine der 14 Aboriginesiedlungen des Nationalparks. Natürlich sind diese oft über 5 Meter langen Drachen nicht ungefährlich, daher wundert es mich sehr, dass wir in der Furt des East Alligator etliche Angler im Wasser stehen sehen. Sie haben es auf Barramundis, den wohl bekanntesten Fisch Australiens abgesehen. Später bei der Bootstour erfahren wir, dass vor Jahren tatsächlich mal ein einheimischer Fischer an der Furt von einem Krokodil ins Wasser gezogen wurde.
Als sich der Pfad verzweigt weist eine Tafel darauf hin, dass nur Frauen weiter gehen dürfen, da der Weg zu einer Kultstätte der weiblichen Ureinwohner führt. Natürlich lässt Jana es sich nicht nehmen den Weg einzuschlagen. Später berichtet sie begeistert von einem tollen Platz, an dem ein knurrendes Krokodil mit seinen Jungen wohnt.





Die knapp zweistündige Gulayambi Bootsfahrt, den East Alligator aufwärts wird ein tolles Erlebnis.
Wir entdecken zahlreiche Krokodile und farbige Vögel und erfahren viel über die Kultur der Ureinwohner.


                          Bootstour auf dem East Alligator River

Die Landschaft flussaufwärts mit Sandbänken, bizarren Felsen und stellenweise üppigem Grün gefällt mir sehr gut.







                                   East Alligator River

Der Fluss bildet hier die Grenze zum Arnhemlandreservat. Bei einer Pause demonstrieren unsere beiden Führer ihre Wurfkünste mit der Speerschleuder. Fast bis zum anderen Ufer, wohl über 50 Meter weit fliegen die mühevoll aus Hibiskusholz geschnitzten Speere. Wir erfahren, dass in Arnhemland sogar Wasserbüffel mit dem Speer gejagt werden!






Später besuchen wir noch die Felsgalerien von Ubirr. Besonders fasziniert mich die Zeichnung eines Beutelwolfs, der hier schon unmittelbar nach Eintreffen des Dingos vor 4000 Jahren ausgestorben war.
Von einem Aussichtspunkt genießen wir den Sonnenuntergang über der weiten Nadab Flutebene.



Zum Abschluss des Tages hören wir uns noch einen interessanten Vortrag über Krokodile an, den Douglas, unser Rangerfreund auf dem Merl Campingplatz hält.
Am nächsten Tag unternehmen wir eine längere, abwechslungsreiche Wanderung zwischen Sandsteinfelsen und Feuchtgebieten des East Alligator.
Dabei sehen wir neben den obligatorischen weißen Kakadus auch einen etwas 1,50 m großen Jabirustorch.


                                                 Kakadu


                                       Der riesige Jabiru

Bei einem geführten Spaziergang am nächsten Morgen entdecken wir eine von jemandem getötete Agakröte am Wegrand. Die Agakröten oder Cane Toads stammen ursprünglich aus Südamerika und wurden in den dreissiger Jahren in Queensland eingeführt, um einen Zuckerrohrschädling zu bekämpfen. Da es die Parasiten die die Kröte in ihrer Heimat in Schach halten, in Australien nicht gibt, vermehrt sich die über 20 Zentimeter lange, riesige Kröte unbegrenzt. Sie verdrängt andere Amphibienarten und gefährdet sogar Krokodile und Warane, da sich diese an den Kröten vergiften. Noch gibt es keine wirksame Methode den Vormarsch zu stoppen und es ist nur noch eine Frage der Zeit bis die Agakröte auch die Kimberleys, mein Hauptziel in Australien erreicht haben wird.



                                     Agakröte

Bevor wir Kakadu verlassen, gehen wir noch einem Geheimtipp nach, den uns jemand gegeben hatte.

Und tatsächlich, das Rockhole entpuppt sich als Paradies: Ein kleiner Wasserfall fällt in einen Pool mit kühlem, unirdisch grünem Wasser. Die perfekte Badestelle!





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